Allianz FC Bayern Team Presentation 2015

Glückskinder am Spielfeldrand

Allianz FC Bayern Team Presentation 2015
Ein großer Tag in der Allianz Arena – für die bundesweite Stiftung Allianz für Kinder gab es 502.835 Euro Spendengelder

Abklatschen in Selfiegewittern: Bei der „Allianz FC Bayern Team Presentation“ kommen 300 Kinder und Jugendliche ihren Idolen ganz nah. Die Stiftung Allianz für Kinder feiert 125 Projekte und eine Rekordspende

[dropcap type=“3″]A[/dropcap] uf Leinwand gezogen, wird dieses Foto bald in Janniks Zimmer hängen: er mit Pep Guardiola in der Allianz-Arena. Ein Traum im Traum. Vater Reinhold Heitz nutzte einfach mal die Gunst der Minute. Als die FC-Bayern-Profis die 300 Kinder entlang der Seitenlinie begrüßten und Autogramme gaben, da fragte er den berühmten Meister-Trainer nach einem Foto. Obwohl er vorher oftmals gehört hatte, dass so etwas eher nicht machbar sei. Guardiola zögerte nicht, drehte sich sofort um, als Vater Heitz ihn ansprach, nahm Jannik, 19, herzlich in den Arm und lächelte charmant in die Kamera.

 Ein Herz für Kinder: FC Bayern-Coach Pep Guardiola mit Jannik Heitz
Ein Herz für Kinder: FC Bayern-Coach Pep Guardiola mit Jannik Heitz
So entstand ein Foto, das auf einen Blick sehr vieles über diesen Tag erzählt.

Auch Markus Nitsche, zusammen mit Hans-Christoph Dölle ehrenamtlicher Vorstand der Stiftung Allianz für Kinder, war begeistert über all die Begeisterung um ihn herum. Es sei „der schönste Tag des Jahres“, meinte er, und verantwortlich dafür seien „all die leuchtenden Augen.“ Was er meint, sieht man auf besagtem Foto.

Zur „Allianz FC Bayern Team Presentation“ wurden wie schon im Vorjahr 300 Kinder und Jugendliche aus vielen Projekten der Stiftung Allianz für Kinder eingeladen. Junge Sportler mit und ohne Handicap. Diesmal stand „Inklusion durch Sport“ im Mittelpunkt. Bewerben durften sich Projekte, die Behinderte und Nichtbehinderte sportlich zusammenbringen. Denn zusätzlich zu ihrer bewährten Arbeit – pro Jahr unterstützen die vier regionalen Allianz Vereine rund 200 Projekte –, förderte die Stiftung im Jahr des 125-jährigen Bestehens der Allianz auch 125 Inklusionsprojekte mit jeweils bis zu 5000 Euro. „Wir wollen im Kleinen wirken, gerade für die kleineren Projekte ist oft kein Geld da“, sagt Nitsche. „Inklusion durch Sport wird auch in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema bleiben, wir machen hier auf jeden Fall weiter“, verspricht er.

Schon der Empfang im Sponsorenbereich der Allianz Arena war für viele der Kinder wie Jahrmarkt. Es gab Currywurst (mit verschiedenen Currypulvern) und Eis, das Bayern-Maskottchen Berni stellte sich zum Fotoshooting, das so mancher Pimpf erst sehr zögerlich anging, dann aber mit festgezurrtem Grinsen im Gesicht wieder verließ. Prominente Paralympiker wie Anna Schaffelhuber gaben Autogramme und erklärten den reichlich aufgeregten Kindern, wie so ein Mono-Ski funktioniert. Auch die elfjährige Pia aus Berlin fragte angeregt, bleibt aber vorerst beim therapeutischen Reiten mit ihrem Pferd Lady. „Sport ist für Menschen mit Handicap enorm wichtig. Um sich fit zu halten und um rauszugehen und Kontakte zu knüpfen“, sagt Anna Schaffelhuber. Inklusion ist gar nicht so schwer, das weiß auch die Spitzensportlerin: „Kinder sind unbefangen mit dem Rollstuhl, für die ist das ein Spielgerät.“ Wer die fünf kleinen Rolli-Fahrer bei ihrem Formel-1-gleichen Wettrennen in der Welcome-Zone gesehen hat, weiß, wie sehr das stimmt. Martin Braxenthaler, erfolgreicher Mono-Ski-Athlet, rät allen Behinderten und Nichtbehinderten zum Sport: „Schnuppert rein und wenn es euch nicht gefällt, schnuppert weiter.“

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Allianz FC Bayern Team Presentation 2015

Richtig spannend wurde es gegen 15 Uhr. Nun ging es zum Rasen der Allianz Arena, genauer: an den Rand, direkt am Spielfeld. Pia aus Berlin hatte noch angemahnt, „dass nicht alle Rollis in den Aufzug passen“. Die 300 Kinder und Jugendlichen hatten sich erst ihre türkisblauen Allianz-Stiftung T-Shirts übergezogen und sich dann mit den 200 Betreuern und Allianz-Paten am Rand des Rasengevierts aufgestellt. Vor 68.000 Zuschauern. Schon hier dürfte bei vielen das Herz ziemlich weit oben geschlagen haben. Nur für Olcan, 15, aus Elmshorn bei Hamburg war alles etwas viel. Er schlief auf dem Rasen ein. Die Aufregung. Eine Zugfahrt, die um 4 Uhr in Hamburg begonnen hatte. Die Arena. Manuel Neuer und Philipp Lahm. Allein die Aussicht darauf bedeutete eben wenig Schlaf in der Woche. „Der war platt“, erzählte seine Betreuerin Britta Mehrens von „Freiwurf Hamburg“, der ersten inklusiven Handballliga Deutschlands, die mit 15 Kindern angereist war. Eines von den vielen geförderten Projekten der Allianz Stiftung.

Spätestens um 15:34 Uhr war Olcan dann wieder hellwach, als Stadionsprecher Stephan Lehmann die, wie er sagte, „beste Mannschaft Deutschlands im schönsten Stadion der Welt“ begrüßte. Nach und nach wurden alle Spieler des FC Bayern München auf das ausladende Podest gebeten (nur einer fehlte, der mit der Nummer 31). Als Lang Lang, Pianist von Weltruf und Bayern-Fan, im Trikot mit der Nummer 8 erst was von Mozart und dann auch noch die Bayern-Hymne „Stern des Südens“ intonierte, da steigerte sich die Aufregung am Rasenrand weiter.

Doch zunächst gab es noch einen großen Scheck. Womit nicht nur das klassische Überreichungsformat von etwa einem Badehandtuch gemeint ist, sondern auch die Summe: Der Ticketerlös dieses Nachmittags bringt der Stiftung 502.835 Euro ein, Rekord. „Jeder Zuschauer ist an dieser Spende beteiligt“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern AG. „Ich bin ganz stolz auf die Allianzer“, lobte Martin Knof, der Vorstandsvorsitzende der Allianz Deutschland AG. Denn 18000 waren aus ganz Deutschland in die Arena gekommen, und viele davon hatten Ideen eingebracht, welche Projekte Unterstützung verdienen.

Dann waren die Formalien endlich erledigt und die Spieler machten sich auf die ersehnte Abklatsch-Runde. Glückskinder am Spielfeldrand in Selfiegewittern. Nun würde nur noch wenige Minuten dauern, bis auch Jannik aus Ochtrup im Münsterland den aufregendsten Moment seines Lebens haben würde.

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